Zuletzt aktualisiert 3. Juli 2025
34 Grad scheinen in Deutschland deutlich heißer zu sein als nebenan in der Schweiz. Diesen Eindruck kann gewinnen, wer sich die Wettervorhersage im Schweizer und im deutschen Fernsehen anschaut. Beim SRF sind 34 Grad ein mildes Orange, bei der ARD ein gefährliches, dunkles Rot.
„Über 40 Grad sind möglich.“ „Wetterexperten warnen vor einem Jahrhundertsommer.“ „Europa droht 2025 ein Höllensommer.“ „Neue Prognosen behaupten: Jahrhundertsommer scheint unausweichlich.“ – Schlagzeilen wie diese fluten jedes Jahr vor dem Sommer nicht nur in Deutschland die Nachrichtenlandschaft. Wie seriös sind diese Prognosen? Haben sie sich in der Vergangenheit bewahrheitet? Oder steckt hinter diesen Schlagzeilen möglicherweise ein Geschäftsmodell?
Unsere Sommer werden heißer, das ist ein Faktum. Der Sommer 2024 war einer der wärmsten seit Messbeginn in Europa. Vergleichbar mit dem sogenannten Jahrhundertsommer 2003. Kein Sommer des 20. Jahrhunderts war vergleichbar warm wie diese beiden. Dennoch, ein überdurchschnittlich warmer Sommer muss nicht zwingend neue Hitzerekorde bringen.
So war der Sommer 2024 zwar einer der wärmsten, doch Hitzerekorde sucht man vergeblich. Die höchste Temperatur wurde am 14. August mit 36,9 Grad in Bad Deutsch-Altenburg gemessen.
Von 40 Grad und mehr keine Spur. Auch der bisherige Hitzerekord aus dem Jahr 2013 mit 40,5 Grad war zu keiner Zeit in Reichweite. Wie kommt aber dann dieser überdurchschnittlich warme Sommer zustande?
Kurz gesagt, der Sommer 2024 war ständig heiß. Kühle Wetterphasen haben fast komplett gefehlt. An manchen Stationen hat es fast doppelt so viele Hitzetage mit 30 Grad und mehr gegeben wie im langjährigen Durchschnitt. Ein weiterer Faktor: Nachts hat es kaum abgekühlt. Die Nächte waren mild, sogenannte Tropennächte haben sich gehäuft. Grund dafür war die hohe Luftfeuchtigkeit. 2024 war ein ausgesprochen schwüler Sommer. Auch diese warmen Nächte treiben die Durchschnittstemperatur nach oben.
Also kann man festhalten, ein rekordwarmer Sommer muss nicht unbedingt neue Hitzerekorde bringen. Umgekehrt kann aber auch ein Sommer, in dem wir 40 Grad erreichen, bei den Durchschnittstemperaturen unauffällig sein. So wie 2013. Da hat es auch zahlreiche kühle Wetterphasen gegeben, die die Durchschnittstemperatur nach unten drücken.
Zurück zu den aktuellen Sommerprognosen. Wird nun der Sommer 2025 ein Rekordsommer? Und was könnte das für uns bedeuten?
Zunächst, Prognosen für ganze Jahreszeiten sind keine herkömmlichen Wettervorhersagen. Es geht nicht darum, ob es an einem bestimmten Tag regnet oder die Sonne scheint. Eine solche Prognose wäre Monate im Voraus unseriös.
Vielmehr ist es ein Versuch, vorherzusagen, ob eine bestimmte Wetterlage häufiger oder weniger häufig auftritt. Und dadurch eine Jahreszeit wärmer oder kälter, nasser oder trockener ausfallen wird.
In vielen Medien kursieren Karten wie diese hier bei t-online zum Sommer 2025. Angeblich soll sie neue Hitzerekorde mit über 40 Grad ankündigen. Aber was bedeutet sie wirklich?
Dazu müssen wir wissen, wie diese Karte zustande kommt. Als erste Grundlage wird vom Wettermodell ein Referenzklima berechnet. Das geschieht mit Hilfe der Daten aus den Jahren 1993 bis 2016. Da sind kühle, normale und heiße Sommer dabei. Diese werden nun sortiert und in drei Kategorien geteilt.
In ein kühles Drittel, ein warmes Drittel und dazwischen ein durchschnittliches Drittel. Nun wird der Sommer 2025 berechnet. Aber nicht nur einmal, sondern 51 Mal. Jeweils mit etwas geänderten Startbedingungen. Somit bekommt man 51 Versionen vom Sommer 2025. Diese werden nun alle mit dem Modellklima verglichen.
Und da kommt wieder die bekannte Karte ins Spiel. Sie besagt nun, dass über 70 Prozent dieser Sommerberechnungen in das warme Drittel fallen. Der Rest teilt sich in das durchschnittliche und das kühle Drittel auf.
Zusammengefasst, der Sommer 2025 wird mit großer Wahrscheinlichkeit deutlich wärmer ausfallen als im langjährigen Mittel. Sehr wahrscheinlich wird es auch überdurchschnittlich viele Hitzetage geben. Ob es am Ende der wärmste der Messgeschichte wird, lässt sich aus diesen Daten jedoch nicht abschätzen.
Ebenso kann man nicht sagen, ob es neue Hitzerekorde geben wird oder wir gar mehrfach die 40-Grad-Marke überschreiten. In manchen Fällen scheint also doch eine reißerische Schlagzeile wichtiger zu sein als faktenbasierte Wissenschaft.