Zuletzt aktualisiert 2. September 2025
Ursprünglich waren vier AfD-Kandidaten vor den Kommunalwahlen in NRW verstorben – in Bad Lippspringe, Rheinberg, Schwerte und Blomberg. Kurz darauf kamen zwei weitere Todesfälle hinzu – beide Kandidaten standen auf Reservelisten der Partei. Das sprengt jede statistische Wahrscheinlichkeit und gibt Anlass für Spekulationen.
Die jetzt bekannt gewordenen zusätzlichen Fälle betreffen René Herford, der an Nierenversagen infolge einer Leber-Vorerkrankung starb, und Patrick Tietze, der Suizid begangen haben soll.
Polizeiliche Einschätzung: Kein Fremdverschulden
Die Polizei betonte in allen sechs Fällen: Kein Hinweis auf Fremdverschulden. Ermittlungen wurden lediglich standardmäßig bei unklarer Todesursache eingeleitet – etwa bei Wolfgang Seitz – kamen aber zu keinem Ergebnis.
Bei drei der vier ursprünglichen Fälle (Klinger in Schwerte, Lange in Blomberg, Berendes in Bad Lippspringe) spricht die Polizei von natürlichen Todesursachen – in diesen Fällen wurde kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Zahl der Todesfälle im Kontext
Die Landeswahlleiterin erklärte, auch Kandidaten anderer Parteien seien zwischen Aufstellung und Wahl im Herbst verstorben. Insgesamt seien zehn Todesfälle bekannt, davon vier bei der AfD – bevor die beiden weiteren Fälle öffentlich wurden.
Es bestehe keine Meldepflicht solcher Todesfälle gegenüber der Landeswahlleitung, weshalb kein vollständiger Überblick vorliege – doch derzeit gebe es keine Hinweise auf eine unübliche Häufung.
Briefwähler und Nachrückverfahren
Die Todesfälle führten zu erheblichen organisatorischen Herausforderungen:
In Bad Lippspringe mussten 133 Briefwählerinnen und -wähler ihre Stimmen erneut abgeben; die ursprünglichen Wahlscheine wurden für ungültig erklärt. Die Stadt setzte neue Unterlagen auf dem Postweg auf, voraussichtlich ab dem 8. September.
In Schwerte starb Wolfgang Klinger überraschend. Der Ersatzkandidat Manfred Schneider wurde nominiert. Bereits abgegebene Briefwahlstimmen – etwa rund 200 – wurden annulliert und durch neue Unterlagen ersetzt.
In Rheinberg starb Wolfgang Seitz. Ersatzkandidaten wurden vorgeschlagen (etwa Klaus Stolzke). Auch hier mussten neue Stimmzettel erstellt und Briefwähler erneut informiert werden.
Auch in Blomberg kam es aufgrund des Todes von Ralph Lange zu Ersatzkandidaten und neuem Druck von Wahlunterlagen.
Das Kommunalwahlgesetz sieht eine solche Nachwahl vor, sofern der Zeitpunkt es erlaubt – in diesen Fällen war eine Durchführung am eigentlichen Wahltag, dem 14. September 2025, möglich.
Politische Reaktionen & Spekulationen
Der Landesvizechef der AfD NRW, Kay Gottschalk, äußerte gegenüber „Politico“, dass die Situation derzeit keine Anzeichen für etwas anderes als Zufall biete – er wolle die Fälle kontrollieren, wolle aber nicht in „verschwörungstheoretisches Fahrwasser“ geraten.
Stephan Brandner, stellvertretender Bundesvorsitzender, bezeichnete die Häufung als statistisch auffällig und schwer erklärbar. Er habe „in seinem Leben noch nie gehört, dass in diesem Maße Politiker einer Partei in so kurzer Zeit vor einer Wahl versterben“.
Alice Weidel formulierte via X (ehemals Twitter), die Häufung sei „statistisch fast unmöglich“.
Medien & Öffentlichkeit
Die plötzlichen Todesfälle führten zu Spekulationen im Internet – jedoch betonte die Polizei klar, dass es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gebe.
Logistisch bedeutete das kurzfristig enormen Aufwand für die Wahlbehörden: Druck neuer Stimmzettel, Versand an Briefwähler, organisatorischer Mehraufwand auf Seiten der Kommunen.
Was sagt die Statistik?
Das bislang einzigartige Ereignis, dass sechs AfD-Kandidaten innerhalb weniger Wochen vor der Kommunalwahl 2025 in NRW verstarben, stellt sowohl logistisch als auch medial eine Herausforderung dar. Während die Häufung politisch als statistisch auffällig wahrgenommen wird, existieren laut Polizei keine Anhaltspunkte für Fremdeinwirkung.
Die Kommunen reagierten mit Nachwahlen, Ersatzkandidaturen und massiver Organisation, um die Wahl am 14. September wie geplant durchführen zu können. Die Landeswahlleitung vermeldet, dass vergleichbare Fälle auch bei anderen Parteien vorkämen und die Anzahl insgesamt nicht überdurchschnittlich erscheine – was allerdings nicht ganz stimmt. Monatlich stirbt in Deutschland einer von 1.000 Menschen. Bei sechs toten AfD-Kandidaten in den vier Wochen vor der Wahl läge eine statistische Normalität erst ab 6.000 AfD-Kandidaten vor. Es sind aber deutlich weniger.