Zuletzt aktualisiert 11. Juli 2025
Recep Tayyip Erdogan würde die Türkei gerne zu einer bedeutenden Militärmacht an der Nahtstelle zwischen Europa und dem Nahen Osten machen. Diesem Ziel versuchen das türkische Militär und die Rüstungsindustrie des Landes auch durch die Entwicklung von Mittelstreckenraketen näher zu kommen. Mit der „Tayfun“ hat die Türkei jetzt erstmals eine militärische ballistische Rakete der Öffentlichkeit vorgestellt, die nach den Angaben des türkischen Herstellers eine Distanz von 1.000 Kilometer überwinden und damit Ziele in Europa und in Israel erreichen kann.
Die „Tayfun“ hat eine Länge von 6,5 Metern und einen Durchmesser von 610 Millimetern. Die Reichweite der ersten Versionen lag nur knapp oberhalb von 200 Kilometern, aber mittlerweile soll die Hyperschallrakete auch Ziele in rund 1.000 Kilometern Entfernung treffen können.
Ihr Zielsteuerungssystem GNSS/INS ist ein hybrides Navigationssystem, das die Vorteile des Globalen Navigationssatellitensystemen (GNSS) und des Trägheitsnavigationssystemen (INS) vereint. Bei Tests seien die Sprengköpfe des Waffensystems in 10 bis fünf Meter Nähe zu ihrem Ziel eingeschlagen, behaupten türkische Quellen. Dieser Angaben konnten bislang allerdings nicht unabhängig überprüft werden.
Die Endfertigung der „Taifun“ erfolgt in der Türkei, und auch viele ihrer Komponenten sollen aus türkischer Produktion stammen. Das dürfte allerdings kaum für die GNSS/INS-Zielsteuerung gelten. Deren elektronische Komponenten werden vor allem in den USA, Europa und Taiwan hergestellt.
Die Anweisung zur Weiterentwicklung der „Tayfun“ hatte Präsident Erdogan 2023 erteilt. Am 7. Oktober dieses Jahres hatten mit dem Iran verbündete Terroristen der Hamas etwa 1.200 Israelis getötet, die meisten davon Zivilisten, und rund 200 Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Seinerzeit hatte die Türkei noch kein militärisches Mittel an der Hand, um Israel glaubwürdig bedrohen und auf israelische Vergeltungsschläge gegen den Iran reagieren zu können. Das könnte sich ändern, falls die türkischen Angaben über die „Tayfun“ nicht maßlos übertrieben sind und die türkische Rüstungsindustrie tatsächlich in der Lage sein sollte, eine nennenswerte Zahl dieser Waffensysteme herzustellen und an das türkische Militär auszuliefern.