Zuletzt aktualisiert 4. Juli 2025
Eine absurde Plakat-Kampagne der KölnBäder, der Polizei und verschiedener Initiativen erhitzt in diesen Tagen deutschlandweit die Gemüter. Sie richtet sich gegen sexuelle Übergriffe in Freibädern – zweifellos ein wichtiges Thema. Dargestellt wird aber nichts von dem, was im wirklichen Leben stattfindet.
Stattdessen grabschen blonde Männer mit Bierbauch im Wasser Mädchen an. Eine rothaarige Frau im besten Alter belästigt einen beinamputierten, dunkelhäutigen Flüchtling. Ein dunkelhäutiges Mädchen wird von bösen Jungs ins Wasser geschubst, und ein blonder junger Mann belästigt eine dunkelhäutige junge Frau in der Umkleidekabine. Das Motto der aus dem nordrhein-westfälischen Büren stammenden Aktion lautet: „Sommer – Sonne – Sicherheit“.
Die Motive der Plakatserie vollziehen eine geradezu klassische Täter-Opfer-Umkehr und enthalten zweifellos auch zynische Elemente – insbesondere im Fall des einbeinigen Asylanten. Die gewählte Form der völligen Realitätsverzerrung und der ideologischen Überzeichnung in den Darstellungen lässt Zweifel an der Ernsthaftigkeit des gesamten Unternehmens aufkommen.
Nun hat sich ein erster Kampagnen-Träger von den Darstellungen distanziert. Der „Sozialdienst katholischer Frauen“ (SdK) reagiert auf mehrere kampagnen-kritischen Medienberichte und erklärt öffentlich:
„An (…) der Gestaltung und Platzierung der Plakate wurden wir nicht in Kenntnis gesetzt und in keiner Weise beteiligt. Wir haben erst durch die Medien davon erfahren und sehen die Plakate ebenfalls kritisch.“
Mittlerweile kursiert eine karikaturhafte Verfremung eines der Plakat-Motive. Sie zeigt einen arabisch aussehenden, bärtigen Mann, der ein hellhäutiges Mädchen im Wasser begrabscht. Das Motiv erreicht in den sozialen Netzwerken eine hohe Reichweite. Die hätte es ohne die damit karikierte ursprüngliche Darstellung niemals bekommen.
Den Sinn und Zweck der Aktion – eine kritische Auseinandersetzung mit sexuellen Übergriffen auf Mädchen in der Badesaison – haben die Kampagnen-Macher gründlich verfehlt. Stattdessen haben sie der Gemeinschaft der (vermeintlich) Billig- und Gerechtdenkenden gründlich den Spiegel vorgehalten und (wahrscheinlich unfreiwillig) eine Form von Gutmenschentum demaskiert, die mindestens ebenso stereotyp daherkommt wie die stupidesten Formen rassistischer Schablonen, die man sich vorstellen kann.