Zuletzt aktualisiert 20. Mai 2025
Der Duisburger Stadtteil Marxloh schiebt viele Probleme. Dazu gehört eine Rattenplage, die in der jetzt bevorstehenden warmen Jahreszeit zu eskalieren droht. Das berichtet die „Welt“ hinter der Bezahlschranke.
Maximilian Heimerzheim, ein Volontär der „Welt“, hat den SPD-Kommunalpolitiker Claus Lindner auf einem Rundgang durch den Bezirk begleitet. Er schreibt:
„Wer mit Claus Lindner über die Hagedornstraße in Marxloh geht, hört (…) Sätze (wie): ‚Herr Lindner! Sie müssen was tun! Die Ratten kommen abends in ganzen Armeen!‘ Eine Frau ruft vom vierten Stock. Unten bleibt Lindner stehen, nickt freundlich, verspricht, sich zu kümmern. Die Mülltonnen seien ein Problem. Viele Kinder brächten den Müll runter, aber könnten die Tonnen gar nicht richtig schließen. Die Stadt habe mittlerweile eine eigene Müll-Taskforce aufgestellt: die Mitarbeiter mit Leuchtwesten, Müllzangen und Strafandrohung aus dem Bußgeldkatalog. (…)
Viele der Zugewanderten in Marxloh kommen aus Rumänien und Bulgarien. Nicht als Fachkräfte, sondern als Teil einer prekären europäischen Binnenmigration. In offiziellen Statistiken tauchen sie oft als Problemgruppe auf – wegen Müll, wegen fehlender Schulbindung, wegen Sozialleistungsbetrugs. Viele Familien kommen aus Regionen mit kaum funktionierender Verwaltung, weder Eltern noch Kinder sprechen Deutsch. Sie lebten oft zu sechst oder mehr auf 40 Quadratmetern, so Lindner.“
Menschen mit Müllzangen, leuchtenden Westen und Kenntnissen des Bußgeldkatalogs sind nicht das einzige Mittel, mit dem die Kommunalpolitik der Lage im Krisengebiet Herr zu werden versucht. Derzeit werden im Stadtteil mit einem Aufwand von 50 Millionen Euro verschiedene Integrations-Kampagnen für Migranten umgesetzt. Marxloh soll „Arrival City“ werden. Ein Ort zum Ankommen, an dem sich Menschen aus aller Herren Länder wohlfühlen.
Kann „Arrival City“ zu einem Modell für ganz Deutschland werden? Wahrscheinlich nicht. Marxloh hat 22.000 Einwohner. 50 Millionen Euro, verteilt auf 22.000 Menschen, macht 2.272 Euro pro Nase zur Integrationsförderung. Das kann sich der Staat bundesweit nicht leisten.
Und selbst in Marxloh genügt der Aufwand nicht, um den Ratten beizukommen. Sie sind zäh und opportunistisch. Sie folgen uns Menschen schon seit Jahrtausenden und warten darauf, dass wir Essensreste oder unseren Hausmüll auf die Straße werfen. Solange sie schneller sind als der Mann mit der Müllzange, werden sie keine Not leiden.
Ganz Marxloh wird nun also eine Beute der Ratten? – Nein, es gibt an einem ganz bestimmten Ort im Bezirk auch einen gegenteiligen Trend. Der Volontär der „Welt“ schreibt:
„Ein paar Querstraßen weiter beginnt das, was in Marxloh als ‚Wunder‘ gilt: die Weseler Straße. Hier reihen sich mehr als 100 Brautmodeläden aneinander, die meisten in türkischer Hand. Es glitzert, es rauscht, es schiebt. Kunden kommen aus den Niederlanden, aus Belgien, aus ganz Nordrhein-Westfalen. Ein Brautkleid für jeden Geschmack – lila, türkis, bestickt, geschlitzt. Dazwischen: Juweliere, Cafés, Handyläden.“
Bei lila Brautkleidern fliehen die Ratten in die Nebenstraßen. – Nun ja, wenn es hilft …
Symbolbild oben: Urheber Sternschnuppe1 | Pixelio