Zuletzt aktualisiert 4. April 2022
Vom 21. November bis zum 18. Dezember dieses Jahres findet in Katar die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Von dort hatte Wirtschaftsminister Habeck kürzlich triumphale Siege an der Rohstoff-Front gemeldet. Deutsche Fußballfans hoffen auf vergleichbare sportliche Erfolge deutscher Fußballer und bereiten sich derzeit auf ihre Reise nach Katar im Winter vor, um die Elf von Bundestrainer Hansi Flick anzufeuern.
Dabei sind einige Besonderheiten des islamischen Emirates zu beachten. Das Land ist eine Erbmonarchie, was uns Deutsche selbstverständlich nicht weiter stören muss. „Diktatur“ nennen wir solche Staatsformen nur, falls es dafür gerade einen besonderen Grund gibt. Ansonsten ist uns egal, wie in anderen Ländern die Staatsführung zustande kommt.
Meinungs- und Pressefreiheit sind für uns ebenfalls immer nur dann ein Thema, wenn es gerade in irgendein ideologisches oder wirtschaftliches Konzept passt. Die Katarer sind, wie es scheint, sehr zufrieden mit ihrem Emir, der übrigens mit drei Frauen verheiratet ist. Kaum jemand nörgelt öffentlich an ihm herum, und gelegentlich hat er sogar Menschen begnadigt, die ihn kritisiert hatten und deshalb von der unabhängigen Justiz des Landes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden sind.
Gegenüber europäischen Fußballfans ist die katarische Führung sehr fürsorglich. So ließ Generalmajor Abdulasis Abdullah Al Ansari, der für die Sicherheit bei der WM zuständig ist, kürzlich einen Reporter der Agentur AP wissen, was sich in seiner Heimat schickt und was nicht. Falls beispielsweise ein Fußballfan „die Regenbogenfahne zeigt, und ich sie ihm wegnehme, geschieht dies nicht, weil ich sie wirklich nehmen will, um ihn zu beleidigen, sondern um ihn zu schützen“, erklärt der Offizier. So berichtet es die „Rheinische Post“.
Alles, was Al Ansari dazu erläutert, klingt außerordentlich vernünftig: „Weil, wenn nicht ich es bin, könnte ihn jemand attackieren. Ich kann nicht für das Verhalten aller Menschen garantieren. Und ich werde ihm sagen: ‚Bitte, es gibt keinen Grund, die Fahne hier zu zeigen‘.“
Damit hat er selbstverständlich vollkommen recht. Nein, es gibt wirklich überhaupt keinen Grund, in Katar die Regenbogenfahne zu zeigen.
Der erste Artikel der Verfassung von Katar lautet:
„Katar ist ein unabhängiger souveräner arabischer Staat, und die Menschen in Katar sind Teil der arabischen Nation. Seine Religion ist der Islam und das Scharia-Gesetz ist die Hauptquelle seiner Gesetzgebung. Ihr politisches System ist demokratisch. Die arabische Sprache ist ihre Amtssprache.“
Die Scharia ist also die Grundlage des katarischen Rechtssystems. Sie sieht für homosexuelle Handlungen unter Männern die Todesstrafe vor. Warum sollte irgendjemand in einem solchen Land die Regenbogenfahne zeigen?
Derweil wünscht die CDU Deutschlands uns allen einen gesegneten Ramadan. Denn wir sind ja schließlich alle weltoffen und tolerant, nicht wahr?
Heute beginnt der muslimische Fastenmonat #Ramadan. Die CDU Deutschlands wünscht allen Musliminnen & Muslimen #RamadanMubarak. pic.twitter.com/EBIcuNP9qL
— CDU Deutschlands (@CDU) April 2, 2022
Bild oben: In Katar ist es gefährlich, Regenbogenfahnen zu zeigen. Foto: CC-Lizenz, Bernd Schwabe