Sachsen-Anhalt: Ist die Kongo-Bongo-Bahn rassistisch?

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Zuletzt aktualisiert 18. Mai 2021

Der Erlebnistierpark Memleben im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt ist ins Visier der Massenmedien geraten. Ein Bericht des MDR-Fernsehens setzt die Betreiber dem Verdacht aus, rassistische Stereotype zu bedienen. Auslöser der Kritik ist die Figur eines Schwarzen mit Knochen im Haar neben einem übergroßen Kochtopf, in dem ein Weißer mit Tropenhelm sitz, der offenbar gargekocht werden soll. So stellt sich Klein Fritzchen seit mehr als hundert Jahren die Kannibalen und ihre Essgewohnheiten vor.

Kannibalen haben in Europa ein schlechtes Image. Geht man davon aus, dass Menschen mit dunkler Hautfarbe niemals böse sein können, ist es zweifellos verwerflich, sie als Kannibalen darzustellen. Wäre nun also alles gut, wenn die Rollen vertauscht wären: Der Weiße wäre Kannibale und der Schwarze säße im Kochtopf? Wahrscheinlich wäre auch das irgendwie anstößig …

Offenbar ist es gar nicht so einfach, im Deutschland unserer Tage eine lustige Bahnfahrt durch Afrika zu organisieren. Und sei es auch nur mit Figuren in einem Freizeitpark. Da fehlt zunächst einmal die Darstellung kolonialer Schuld der Deutschen. Und wie könnten wohl Figuren für eine solche Einrichtung ohne rassistische Attitüde designet werden? Schwarz dürfen sie ja wohl nicht sein in einem Land, in dem bereits das Blackfacing von Schauspielern auf der Bühne unter Rassismus-Verdacht steht. Wäre dann also eine Afrika-Bahn ausschließlich mit weißen Figuren nicht-rassistisch?

Auffallend ist der heilige Ernst, mit dem sich das MDR-Fernsehen der Kongo-Bongo-Bahn annimmt. Dabei scheint die Speisekarte übersehen worden zu sein, die kurzzeitig links im Bild zu sehen ist und die vier Gerichte anpreist: Jäger Schnitzel, Zigeuner Schnitzel, Forscher Schnitzel und Jungle Fußpilz Suppe.

Wer dabei schmunzelt, ist offenbar des Rassismus überführt.

Bleibt nur zu hoffen, dass die mediale Agitation den einen oder anderen Ausflügler dazu motiviert, sich das Objekt des gutmenschlichen Entsetzens mal aus der Nähe anzusehen. Und dass der Schausteller nach Corona auch diese Kampagne wirtschaftlich überlebt und sich vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht abkochen lässt!

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